Saisonprognose 2022/23: Orlando Magic

Nahaufnahme von Franz Wagner auf dem Spielfeld

Für einen erfolgreichen Rebuild in der NBA braucht es vor allem zwei Dinge: Eine Menge Geduld und eine Prise Glück. Auch die Orlando Magic stehen derzeit an diesem Scheideweg. Wo geht es hin für das Team aus dem Sunshine State?

Vor allem die Geduld ist es, die sich wohl auch einige Magic-Fans antrainieren sollten.Denn nachdem die Wahl der Magic, welche im diesjährigen Draft an erster Stelle ein Nachwuchstalent auswählen durften, auf Paolo Banchero und nicht auf den von vielen antizipierten Jabari Smith fiel, wurden erste kritische Stimmen am Trade-Verhalten der Magic laut: Wäre es nicht viel schlauer gewesen, an der Stelle der Magic, die in den vergangenen Seasons nie sonderlich viel reißen konnten, zumindest den besten und damit auch am gewinnbringendsten zu tradenden Spieler zu wählen?

Dass hinter dem Trade von Banchero jedoch ein durchaus sinnvoller Plan steht, scheinen einige Magic-Fans zu übersehen. Mit diesem Beitrag wollen wir daher ein wenig Licht ins Dunkel der Zukunftspläne der Magic bringen.

Bevor man jedoch durchschauen kann, was die Magic mit ihren momentanen Trades – oder viel eher dem Ausbleiben eben jener – bezwecken wollen, lohnt sich zunächst ein Blick auf die vergangene Saison der Magic. Diese war, wie die 35-89 Bilanz des Teams seit dem Draft im letzten Jahr anschaulich zeigt, wettkampftechnisch nicht sonderlich erfolgreich.

Allerdings verfolgen die Magic momentan auch ein ganz anderes Ziel und befinden sich stattdessen gerade im zweiten Jahr ihres Rebuilds. Noch dazu war bereits vor der Saison bekannt, dass zwei ihrer besten und erfahrensten Spieler, Markelle Fultz und Jonathan Isaac, die Saison verletzungsbedingt zu einem Großteil würden aussetzen müssten (Fultz kehrte zwar im März für einige Spiele zurück, befand sich jedoch noch unter einer Minutes Restriction).

Unter diesen Umständen war eigentlich schon von Anfang der Saison an klar gewesen, dass das Ziel der Magic dieses Jahr weniger im Gewinnen vieler Spiele und viel eher in der Weiterentwicklung ihres jungen Kaders bestehen würde. Schließlich waren die Magic im vergangenen Jahr das (im Durchschnitt) zweitjüngste Team der Liga und hatten somit viele spätere Diamanten des Basketballsports in Form zu schleifen, darunter vor allem auch der deutsche Basketballstar Franz Wagner, aber auch Wendell Carter Jr. Beide spielten folglich in der Spielaufstellung der Magic der vergangenen Saison eine besonders große Rolle.

Bei beiden Spielern gibt es nach Abschluss der Saison klare Anzeichen, dass sich ihr Spiel deutlich verbessert hat: Wagner spielte sich bis auf Platz drei der am besten scorenden Rookies und erspielte gegen die Milwaukee Bucks in einem Spiel sogar einmal 38 Punkte wie ein echter Teamstar. Carter ist laut ESPN Stats and Information, einer von nur 11 Spielern, der im Schnitt 15 Punkte und 10 Rebounds erspielt und dabei 50% seiner Würfe trifft und in dieser Gruppe ist Carter der jüngste Spieler. Die Strategie der Magic ist, was diesen Teil betrifft, also schon einmal aufgegangen.

Gut Ding will Weile haben – das sieht auch Weltman so

Der zweite Schritt der aktuellen Strategie der Magic besteht, wenn man den Worten des President of Basketball Operations in Orlando, Jeff Weltman, trauen kann, vor alle darin, sich in Geduld zu üben und diesen Cast aus jungen und talentierten Spielern zu der Höchstform auszubilden, die man für viele von ihnen bereits jetzt prognostiziert und nicht etwa darin, viele von diesen gegen einen älteren Starspieler einzutauschen:

„Wir müssen diese jungen Spieler weiter ausbilden“, verriet Weltman gegenüber ESPN, „Wir wollen sie definitiv weiter im Team mitnehmen. Unser Team soll wachsen und sich entwickeln – je eher desto besser. Da dass nun also feststeht, werden wir nichts opfern, um die großartige Zukunft, die wir mit diesen Spielern vor uns sehen zu opfern um uns vorschnell einen Kick zu verpassen, wie wir bis vor kurzem manchmal den Fehler gemacht haben.“

Dass es bei den Magic diesen Sommer also bisher wenig bis keine großen Trade-Bewegungen zu verzeichnen gibt, ist daher also kein Wunder. Es gilt viel eher die Verträge der aktuellen Spieler neu auszuhandeln, wie es kürzlich beispielsweise mit dem Kontrakt von Mo Bamba geschehen ist. Dieser wurde für rund 21 Millionen Dolllar für zwei weitere Jahre verpflichtet.

Dies bedeutet aber nicht, dass sich im Kader ansonsten nichts tun würde. Schließlich ereignete sich vor kurzem erst der Draft und damit auch die Ziehung des jungen Talents Paolo Banchero. Viele hatten mit einer Ziehung von Jabari Smith gerechnet, da dieser in vielen der einschlägigen Medien als das beste Nachwuchstalent der diesjährigen Börse gehandelt wurde. Doch die Magic entschieden sich dennoch für Banchero, was ihnen im Umkehrschluss einige Kritik einbrachte.

Das fehlende Puzzlestück Banchero

Dass eine Ziehung Bancheros dennoch eine gute – und vor allem im Hinblick auf die oben bereits benannten ersten zwei Strategieschritte der Magic – strategische Wahl gewesen ist, verrät ein Blick auf die Spielposition, die er auf dem Court einnehmen wird. Das wichtigste, was Orlando nämlich noch in ihrem Kader fehlt, ist ein Spieler, der die Offensive Efficiency des Teams in die Höhe treiben und vor allem auch aus dem Pick and Roll kommend punkten kann. Wenn die Magic einen on-ball Screen stellen, erspielen sie im Schnitt 0,87 Punkte. Das ist der schlechteste Wert, der bei einem Team innerhalb der letzten fünf Jahre verzeichnet wurde.

Dieser Go-to-Guy soll aus Banchero werden, wie man auch bei SPOX argumentiert: „In einer modernen NBA, in welcher das Kreieren vom Flügel immer wichtiger wird, besitzt Banchero mit 2,08 Metern und 113 Kilo Gardemaß und ist mehr als ein reiner Scorer. Der 19-Jährige kann den Korb attackieren, selbst aus der Mitteldistanz abdrücken, aber auch seine Mitspieler in Szene setzen.“

Auch der deutsche aufstrebende Star Franz Wagner dürfte vom Einsatz Bancheros profitieren, denn dies bedeutet, dass er wieder auf der drei eingesetzt werden kann. Durch die Tatsache, dass nun Carter Jr. und Mo Bamba aber nicht mehr zusammen gestartete werden werden, dürfte Wagner dabei aber zusätzlich mehr Räume auf dem Feld generiert bekommen, um mit eben jenem sekundären Playmaking zu glänzen, dass in der vergangenen Saison zu einer seiner größten Stärken gehörte.

Und wer jetzt noch immer nicht überzeugt ist von Banchero, der sollte einmal einen Blick auf seine Leistungen in der aktuell laufenden Summer League werfen: 23 Zählern, 6 Assists, 6 Rebounds, 4 Steals und 2 Blocks tütete er als bester Mann beim zweifachen-Overtime-Sieg der Magic über die Sacramento Kings ein.

Auf die Magic kommt mit diesem jungen aber vielversprechenden Lineup also eine spannende Zeit zu. Such wenn in der kommenden Saison unserer Meinung nach noch immer nicht damit zu rechnen sein wird, dass es das Team auf Playoff-Niveau schafft, so wird es doch spannend mitanzusehen sein, wie sich das junge Team entwickelt und wir schnell die Magic am Ende vielleicht doch ihre hochgesteckten Ziele erreichen.  

Foto: NBAE / Getty Images

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