Adrian Dantley: Alle Zweifler Lügen gestraft

Adrian Dantley, welcher von 1979 bis 1986 für die Utah Jazz spielte, wurde 2008 in die Hall of Fame aufgenommen und zählt zu den wahren Basketball-Legenden vergangener Tage. Durch sein ruhiges aber sehr bestimmtes Temperament stieß er seinerzeit so manchen Teammate und Coach vor den Kopf. Worauf es ankam, war jedoch, dass er damit auch seine Gegenspieler ärgerte.
Durch seine stille und zurückhaltende Art schien Dantley bereits in jungen Jahren das Gespött seiner Mitspieler auf sich zu ziehen. Sie nannten ihn „zu fett“ und „zu klein“ für den Basketballsport. Als Freshman an der DeMatha High School in Hyattsville, Maryland, gab man ihm schließlich sogar den Spitznamen „Baby Huey.” Viele Jugendliche in seinem Alter hätten dies wahrscheinlich als demotivierend empfunden und das Handtuch geworfen – nicht so jedoch Dantley. In der Retrospektive auf Adrian Dantleys außergewöhnliche Basketballkarriere, könnte man daher wahrscheinlich sagen, dass er dort gerade erst anfing, wo jeder andere wohl aufgegeben hätte.
Denn der spätere NBA-Star sah diese bösartigen Neckereien seiner Mitspieler als Ansporn, härter zu arbeiten als jeder andere. Selbst am Weihnachtsmorgen holte er sich am Haus seines Coaches noch den Schlüssel für die Trainingshalle ab, um ein paar Würfe zu nehmen.
Die harte Arbeit zahlte sich aus und er führte seine Schule kurz darauf zu einer 57:2-Bilanz und wurde mit einer All-America-Ehrung bedacht. Am College für Notre Dame wiederholte sich das Spiel: seine Teammates stempelten ihn als mittelmäßig ab und Dantley quittierte ihre Hänseleien mit einem makellosen Scoring Durchschnittswert von 25,8 Punkten in seinen drei Uni-Jahren. Im NBA-Draft von 1976 wurde er dann an insgesamt 6. Position von den Buffelo Braves ausgewählt und ließ diese hohe Positionierung im Talent-Auswahlverfahren der „besten Liga der Welt“ statt Worten für sich sprechen.
„Ich mache immer Witze mit Leuten, die an mir gezweifelt haben“
Wer Dantley nun jedoch nun für einen altruistischen Mann hält, der immer über den Dingen stand, hat dennoch weit gefehlt. Der Forward nutzte viel eher die negative Energie, die ihm entgegengebracht wurde, um sie im passenden Moment in gleicher Münze zurückzugeben.
„Ich mache immer Witze mit Leuten, die an mir gezweifelt haben“, blickte Dantley Jahre später in einem Artikel in der Washington Post zurück. „Nachdem ich gegen sie gepunktet habe, stelle ich mich am anderen Ende des Spielfelds hinter sie, ändere meine Stimme und sage: ‚Ich würde nicht zulassen, dass ein fetter Junge von 1,90 m Größe reinkommt und mich so fertig macht‘. Dann drehen sie sich um und sehen, dass ich es bin.“
Von falschen Blocks und Steal-Tricks
Tatsächlich brachte Dantley die Kunst, die Überheblichkeit seiner Gegenspieler auszunutzen, wenn sie ihn einmal wieder unterschätzten, bis zur Perfektion: Manches Mal, ließ er in einem NBA-Spiel beispielsweise absichtlich zu, dass sein erster Wurf von einem Korbjäger des anderen Teams geblockt wurde, nur um diesen in falscher Sicherheit zu wiegen. Für den Rest der Partie machte er diesen Gegner dann gnadenlos fertig, indem er seinen patentierten Head-Fake einsetzte und einen Wurf nach dem anderen einnetzte.
An anderen Abenden verführte er seine Gegenspieler dazu, einen Steal bei ihm zu versuchen, indem er absichtlich sehr hoch dribbelte – nur dass er dies natürlich niemals zuließ. Kurzum: In einem Fort führte der Small Forward seine Kontrahenten an der Nase herum. Mit dieser Taktik – aber natürlich auch seinem ohnehin sehr großen Basketballkönnen – strich Dantley über die Jahre eine Auszeichnung nach der anderen ein, darunter auch zwei Scoring-Titel, ein Trikotnummer-Retirement und eine Aufnahme in die Basketball Hall of Fame. Bis heute gilt er als einer der legendärsten Spieler der Liga und ist unter Jazz-Fans einer der größten Helden der Franchise-Geschichte.
Foto: AFP